Offener Austausch. Diskussion auf Augenhöhe. Studierende zu Wort kommen lassen. Diese Ziele hat sich die Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland (GPRA) im Rahmen ihrer Roadshow auf die Fahne geschrieben. Gemeinsam mit dem PR-Journal tourt die GPRA derzeit quer durch die Republik und macht an verschiedenen Hochschulen Halt, um mit Studierendeninitiativen über den Berufseinstieg in der PR-Branche zu sprechen. Für den jüngsten Stopp der Veranstaltungsreihe wurden am 21. Mai ExpertInnen und PraktikerInnen zu uns an die Universität Hohenheim geladen. Zu Gast waren Jelena Mirkovic, Mitglied des Präsidiums der GPRA und geschäftsführende Partnerin bei komm.passion, Constanze Trojan, Consultant bei Sympra, Benjamin Majeron, Senior PR & Content Consultant bei Serviceplan PR und Content, Susanne Hencke, Senior Advisor bei der Convensis Group, Clemens Ottmers, Inhaber von Seifert PR, und Thomas Dillmann, Chefredakteur des PR-Journals. Annett Bergk, Redakteurin beim PR Journal, moderierte die Diskussion.
High Hopes
Die Plätze im Seminarraum sind gut besetzt, es ist die Roadshow-Veranstaltung mit den meisten TeilnehmerInnen bisher. Die Erwartungen sind hoch. Wir hoffen darauf, mit unseren Anliegen bei den PRlern auf offene Ohren zu stoßen, unseren Standpunkt klar zu machen und mit Missverständnissen rund um das Thema Traineeship aufzuräumen. Denn viele von uns fragen sich immer noch: Warum werden Trainees so schlecht bezahlt? Was können uns Agenturen im Gegensatz zu viel besser zahlenden Unternehmen bieten? Was ist unser Studium überhaupt wert?
Von bunten Blumensträußen
und dem Jonglieren von Bällen
Thomas Dillmann eröffnet die Runde mit den Worten: „Wir wünschen uns eine Debatte Auge in Auge, das soll ein Gespräch miteinander sein.“ Nachdem sich die Gäste mit jeweiliger Agentur und angebotenem Traineeship-Programm vorgestellt haben, betonen Sie vor allem die Vorteile, die ein Berufsstart in der Agentur mit sich bringt: „Wir bieten euch einen bunten Blumenstrauß, ihr werdet bei Serviceplan zu Generalisten ausgebildet“, sagt Benjamin Majeron, Serviceplan Senior PR & Content Consultant. Den ersten Schritt sehen er und auch die weiteren Gäste darin, dass sich AbsolventInnen darüber klar werden, welche Art von Berufsalltag sich der oder die Einzelne wünscht. „Wollt ihr immer für das Gleiche arbeiten? Oder mit mehreren Bällen jonglieren? Das müsst ihr erstmal herausfinden.“ Motivation und Interesse seien wichtig, alles andere könne man in der Agentur noch lernen. Mehrfach verweisen die PRler auch auf die Werthaltigkeit von Trainees. Susanne Hencke, COO Convensis Group, wirft eine beeindruckende Zahl in den Raum: Rund 100.000 Euro investiere ihre Agentur in jeden Trainee. Noch dazu sei die Dauer eines Traineeships variabel. Jelena Mirkovic, GPRA-Präsidiumsmitglied und geschäftsführende Partnerin von komm.passion, sieht kein Problem in der Überqualifizierung der Studenten: „Wenn der Arbeitgeber merkt, ihr seid richtig gut, dann könnt ihr auch verhandeln und das Traineeship wird viel früher beendet, als geplant. Wir weichen das gerade stark auf“.
Gehaltsdebatte als Anlass für GPRA Roadshow
Anlass für die Veranstaltungsreihe war mitunter die im vergangenen Jahr entfachte Debatte um Einstiegsgehälter und um die Wertschätzung von Berufsanfängern in der Kommunikationsbranche. Initialzünder der Diskussion war ein kontroverser Kommentar im PR-Journal, verfasst von der amtierenden GPRA-Präsidentin Christiane Schulz. Ihrer Meinung nach würden Studieninhalte keinen unmittelbaren Mehrwert für Agenturen und Kunden mit sich bringen, der ein „besonders hohes Gehalt“ rechtfertigen würde. Außerdem sei es – zumindest in beratenden Agenturen – allein die Erfahrung, die am Ende den Wert des Mitarbeiters für den Kunden bestimme. Absolventen müssten diese Erfahrungen jedoch erst einmal sammeln, anstatt sich über Einstiegsgehälter zu echauffieren. Recht empört meldeten sich daraufhin mehrere PR-Studierendeninitiativen, darunter auch der PRIHO e.V., in einem offenen Brief an Frau Schulz zu Wort. Darin forderten sie mehr Wertschätzung für Berufseinsteiger, die zum Großteil bereits Berufserfahrung während des Studiums gesammelt haben. Ein Gehalt nahe dem Mindestlohn in einer typischen Agenturstadt wie Frankfurt, München oder Hamburg spiegele diese Wertschätzung nicht wider.
Dialog auf Augenhöhe?
In unseren Augen wurde Herr Dillmanns Wunsch nach einem Dialog auf Augenhöhe leider nur in Teilen erfüllt. „Im Laufe des Abends gewannen viele von uns den Eindruck, dass die Gäste beim Thema Traineeship ordentlich die Werbetrommel gerührt haben. Die Wortmeldungen aus der Fraktion der Studierenden kamen dabei viel zu kurz“, sagte uns eine Studentin, die bei der Veranstaltung im Publikum saß. Während sich die PRler untereinander den Gesprächsball zuwarfen, hatten es die Studierenden zum Teil schwer, per Handzeichen auf sich aufmerksam zu machen – umso mehr, tatsächlich zu Wort zu kommen.
Gerade der von Susanne Hencke, Senior Advisor bei der Convensis Group, herangezogene Vergleich stieß bei vielen auf Unmut und überraschte allemal: „Das ist im Friseurhandwerk auch nicht anders. Ein Friseur kriegt im ersten Jahr, weil er die Haare wegkehrt und wäscht, eben nicht so viel wie im dritten Jahr. Und genauso ist es beim Trainee eben auch.“ Einen Friseurlehrling im ersten Ausbildungsjahr mit Absolventen eines fünfjährigen Studiums zu vergleichen, erschien in den Augen vieler Studierenden wenig passend und macht genau diese mangelnde Wertschätzung sichtbar.
Die Zukunft des Traineeship
– Neues Konzept statt Rebranding
Wir Studierende sehen den Mehrwert eines Traineeships. Aus diesem Grund ist dessen Sinnhaftigkeit nicht der Kern der Auseinandersetzung. Eine Betreuung für den Berufseinstieg mit wertvollen Weiterbildungsmaßnahmen sehen wir als großen Vorteil. Die GPRA muss in dieser Debatte keine Werbung für ihre Traineeships machen. Letztlich sehen wir das Problem im Konzept: Das Traineeship wird von den Agenturen nach wie vor als Ausbildung gesehen, weswegen ein niedriges Gehalt gerechtfertigt wird. Als einschlägige PR-Studierende können wir nicht nachvollziehen, wieso ein Studienabschluss verbunden mit langjähriger praktischer Erfahrung aus Werkstudentenstellen und Praktika unter den Teppich gekehrt und man wieder „nur“ als Auszubildender gesehen wird. Natürlich lernen wir im Studium nicht, wie man eine Rechnung verfasst und welche Positionen sie beinhalten muss. Auch wollen wir am ersten Arbeitstag nicht ins kalte Wasser geschmissen werden und vor einem großen Kunden pitchen.
Doch wenn wir etwas mit Sicherheit können, dann ist es die schnelle Einarbeitung in unterschiedlichste Themen. Egal ob es um das Verfassen „klassischer“ Pressemitteilungen geht, darum Kommunikationskonzepte für große Unternehmen zu entwickeln oder um das Durchspielen einer nervenaufreibende Krisensimulation: Während unseres Unistudiums lernen wir Kommunikation – praktisch und theoretisch. Nach unserem Abschluss sind wir dankbar für einen koordinierten, weiterbildenden Berufseinstieg und möchten nicht das Gefühl haben, wieder von vorne anzufangen. Wir wollen das Traineeship. Wir wollen Leistung erbringen und brauchen dabei Unterstützung. Doch für das, was wir mitbringen, möchten wir fair entlohnt werden, und Entlohnung äußert sich seit jeher darin, dass man seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Agenturen, die zum Teil dreistellige Millionenumsätze machen, müssen in der Lage sein, einen angemessenen Lohn zu zahlen. Dass dieser nicht den Unternehmenslöhnen gleicht, ist uns bewusst. Doch nach erfolgreicher Beendigung eines Studiums möchte man nicht nur „Haare kehren“, bevor man ans Frisieren darf. Wir wagen zu behaupten, dass durch diese Rhetorik, gepaart mit einem zu niedrigen Lohn, sich sehr gute BewerberInnen im Zweifel doch für die Unternehmenskommunikation entscheiden. Auch wenn dieser Einstieg vielleicht nicht so facettenreich ist, siegt am Ende der Wunsch nach einem selbstständigen Leben unabhängig von der elterlichen Brieftasche.
Es reicht nicht aus, das Traineeship zu „rebranden“ und die Stellenanzeigen umzuformulieren. Was das Traineeship braucht, ist Transparenz darüber, welche AbsolventInnen es ansprechen soll – diejenigen, die von Grund auf ausgebildet werden müssen oder diejenigen, die schon am ersten Arbeitstag wertvolle Gegenleistungen erbringen.
Wir wissen es zu schätzen, dass die GPRA und das PR-Journal mit ihrer Roadshow den Austausch mit den Studierenden beim Thema Berufseinstieg sucht. Wir danken allen Gästen, dass sie dafür zu Besuch bei uns in Hohenheim waren und teilweise große Strecken auf sich genommen haben. So lange die Veranstaltung bei den Studierenden jedoch den Eindruck hinterlässt, dass es in erster Linie um den Imageaufputz des Traineeships geht, rückt ein echter Austausch auf Augenhöhe zwischen den Studierenden einerseits und der Agenturpraxis andererseits wieder in (weite) Ferne. Daher hoffen wir, dass in den folgenden Dialogen der GPRA-Roadshow die Stimmen der Studierenden stärker berücksichtigt werden.
Herzlichen Dank an die GPRA und das PR-Journal für die freundliche Zusammenarbeit. Ein Dankeschön gilt auch unserem Sponsor Kiste GmbH, welcher die Tonaufzeichnung während der Veranstaltung ermöglicht hat.